06.02.2019

Podcast #1: Empathie, AI, Frauen & Finanzen, Autismus, uvm.

FastBill Redaktion
FastBill Redaktion
Unternehmertum, Finanzen und Buchhaltung
Podcast #1: Empathie, AI, Frauen & Finanzen, Autismus, uvm.

Zusammenfassung

In diesem Beitrag stellen wir die erste Folge unseres Podcasts "Tax, Bills & Rock'n'Roll" vor. Hier kannst du dir die Folge anhören und findest außerdem die Shownotes und das Transkript.
28 Minuten Lesezeit

Was du erfährst

  • Wer Barbara Lampl ist
  • Wo du unseren Podcast hören kannst
  • Worüber im Podcast gesprochen wurde
"Das ist ja eher so… professioneller Freak Style, was du machst!"

So hat ein Kollege mal versucht zu beschreiben, was Barbara eigentlich macht.

Sie bezeichnet sich selbst Verhaltensmathematikerin, berät Selbstständige und Unternehmen zum Thema kognitiver Empathie, setzt sich bei Lean In für Frauen (und Männer!) ein, ist Autistin und möchte die Welt vor AI bewahren, die bestimmte Gruppen von Menschen benachteiligt.

Sonst noch was? Jede Menge. Press play!

 

Du kannst Tax, Bills & Rock'n'Roll auf iTunes, Spotify oder per RSS-Feed abonnieren.

Shownotes zum Podcast

➡️ Empathic Business: https://www.barbara-lampl.de/

➡️ Lean In: https://leanin.org/circles

➡️ Barbaras Lieblingsbuch: https://www.amazon.de/Meister-Margarita-Roman-Michail-Bulgakow/dp/3630620930

➡️ Barbaras Buchempfehlung: https://www.amazon.de/Great-Work-Performers-Better-Achieve-ebook/dp/B074ZKB2QT

➡️ Barbara auf Twitter: https://twitter.com/barbaralampl

➡️ Barbara auf Facebook: https://www.facebook.com/empathicbusiness/

Vollständiges Transkript des Podcasts

Moritz: Herzlich willkommen zu Tax, Bills and Rock'n Roll. Ich bin Moritz, Host des FastBill Podcasts. Mein erster Gast ist Barbara Lampl. Wir sprechen über Empathie in der Finanzbranche, über A.I. die Frauen benachteiligt, über Autismus und vieles mehr. Alle Infos zur Folge, die Shownotes sowie das aktuelle Gewinnspiel, findest du wie immer auf fastbill.com/podcast. Bevor es losgeht, möchte ich noch kurz unseren Partner für diese Folge vorstellen.

Diese Folge wird präsentiert von Daylite, dem CRM-System für macOS und iOS. Daylite bietet eine Schnittstelle, mit der du unter anderem erfasste Projektzeiten an FastBill übergeben kannst. Daylite wird in Deutschland von unserem Partner iOSXpert vertrieben, dem Ansprechpartner für Business auf Mac und iPhone. Und jetzt viel Spaß mit der ersten Episode von Tax, Bills and Rock'n Roll.

[INTRO]

M: Ich freue mich sehr, dass du heute hier bist, Barbara. Du kommst ursprünglich aus München, wohnst mittlerweile schon relativ lange in Köln, wir haben vorhin schon kurz drüber gesprochen. Hast Mathe, Finance und Psychologie studiert. Bezeichnest dich selber als professionellen Freak, hast einen eigenen Karnevalsverein gegründet und machst auch sonst noch ganz viele erfolgreiche Projekte. Am besten stellst du dich vielleicht einfach nochmal selber kurz vor.

Barbara: Ja der professionelle Freak ist ein verliehener Titel. Irgendwann hat ein Kollege mal, wir hatten uns gerade relativ frisch kennengelernt und er so: "Ja, das ist ja schon irgendwie so, was du so machst, das ist ja so…", "Ja, Kind rede mit mir", „…eher so professioneller Freak-Style." Also daher kommt dieser Titel. Die meisten können es besser ein bisschen zuordnen, es hat sich irgendwann eingebürgert, mich als Verhaltensmathematikerin zu bezeichnen, weil das sicherlich all das zusammenfasst, was ich am meisten tue. Es ist das harte Mathematische, das dann eben die psychologische Seite, das der Verhaltenswissenschaften hineinbringt, also Motivation und ähnliches interessiert mich eher weniger. Und das führt eben in zigtausend Geschichten von verschiedenen Companies, die ich über die Jahre gegründet habe, als auch der Schwerpunkt, den ich heute mache. Wobei es ist gar nicht so sehr der Schwerpunkt den ich heute mache, es ist eher so eine Fokussierung auf das, was früher nicht machbar gewesen ist, weil die data science, so wie wir sie heute rechnen können, haben wir, als ich es mal studiert habe in der Theorie uns überlegt haben, aber die Hardware war einfach nicht da. Und das sind sicherlich so die zwei größten Punkte, die dann so zusammenkommen. Strategien zu entwickeln auch basierend auf menschliches Verhalten und immer mehr diese Sachen dann eben auch mit der harten Data-Seite zu kombinieren. Da ich eben ein Ursprungskind des Finanzmarktes bin und da mal ursprünglich eingestiegen bin, sind das so die drei großen Sachen, die zusammenkommen.

M: Was heißt das denn ganz konkret? Ich habe ganz viele Sachen rausgefunden: Projekt rosa Einhörner; du bist glaube ich, die Circle-Führerin von Lean In in Köln und warst dafür glaube ich auch in San Francisco; dein Steckenpferd ist ja, glaube ich, Empathic Business; du machst Sales Trainings; gibst Gründungs- und Finanzworkshops; den Business Lunch veranstaltest du, glaube ich, in Köln. Also alles Mögliche, was ist denn aktuell so der Fokus?

B: Ich glaube, es ist leichter den Fokus zu erklären, dadurch, dass sich meine Klientel ein bisschen unterscheidet von dem, was man immer so denken könnte, was der klassische Consultant macht. Die klassische Unternehmensberatung ist sicherlich eher verankert in, irgendwie berate mal den Mittelstand. Das mache ich auch, aber ich habe eine sehr spezielle Klientel. Ich sag immer das sind meine One-Man- und One-Woman-Super-Shows, ungefähr bis zehn Mitarbeiter ist es dann immer noch. Das sind einfach Kleinstunternehmer die, wenn man Strategien für Sales oder Business Development entwickelt, extrem schnell umsetzen können, um mal für mich eben wichtig ist, dass ich sehe, dass die Strategien funktionieren. Und darunter fallen dann solche Geschichten wie Projekt rosa Einhörner, darunter fällt eben auch, ich bin ein großer Freund von lass uns doch bitte offline treffen und dafür veranstalte ich dann so offene Formate wie den Business Lunch, wo einfach jeder dazukommen kann, der irgendwie Lust hat, nicht alleine Mittag zu essen. Ja, Lean in ist ein großer Teil, ich habe den allerersten Circle damals in Deutschland gegründet und bin auch immer noch die Lean in Deutschland Chefin, dafür war ich eben gerade in San Francisco, also Köln, als auch Deutschland und München und noch so ein paar mehr. Am Ende des Tages gibt es noch einen großen Teil, der von außen gar nicht so stark sichtbar ist, der jetzt wieder stärker sich bewährt, ich habe seit einiger Zeit, jetzt auch seit fast drei Jahren, Lehraufträge für data science und diese Sachen jetzt eben auch wirklich sozusagen beide Seiten wieder miteinander zu kombinieren und auch da ist der Mittelstand in Zukunft wieder stärker eingebunden, die in dem Bereich eben zu unterstützen. Dass man diese ganzen Sachen eben mit Daten, Marketing-, Sales-Daten, Business-Development, insbesondere, wenn es eben nicht um den klassischen Bereich von Software as a Service oder sowas geht, sondern um die Dienstleistungen, die einfach wirklich mehr Anspruch dahinter haben, oder die ich halt einfach auch zu einem höheren Preis platzieren muss, da ist der zweite große Teil der Firma sozusagen verankert von Empathic Business, genau.

M: Ich würde gerne mal einsteigen, mal ein bisschen konkreter, bei dem Thema, dass du dich ja auch selber als, oder nicht als Empath bezeichnest, aber du bist ein Empath. Also das ist ja glaube ich dann eher die richtige Formulierung…

B: Ja.

M: Ich hatte einen Podcast gehört, ich weiß gerade nicht mehr, welcher das war, da hast du gesagt, dass es für dich bei Empathie gar nicht so um dieses Thema geht, dass du mitfühlen kannst, sondern eher um das Verständnis für andere Menschen. Inwiefern schlägt sich das denn auch in Business nieder, also in Empathic Business. Was machst du da konkret?

B: Also ich bin ja nicht nur ein Empath, sondern auch ein Autist, so kommt das ja zustande. Und die meisten haben bei Empathie immer die Vorstellung, es ginge nur ums Mitgefühl oder nur ums Mitleiden. Weswegen, wenn du im harten Business-Kontext bist, auch viele immer ablehnen. Okay, komm mir nicht mit dem Buhei, mit der Empathie um die Ecke. Die Argumentationen kenne ich alle. Die Idee dahinter ist aber eigentlich, dass man grundsätzlich verstehen muss, dass es eine Definition von Empathie gibt, die sehr viel früher anfängt und zwar eine Unterscheidung zwischen kognitiver und emotionaler Empathie. Die emotionale Empathie ist das, was wir alle so irgendwie kennen, Mitgefühl und die schlimmste Form, so hart das jetzt klingt, das Mitleiden. Um was es auf der anderen Seite geht ist aber eben, und damit arbeite ich extrem viel und meine Kunden auch sehr viel, die kognitive Empathie. Das heißt, ich muss nicht einen Schmerz haben, aber ich kann deinen Schmerz, zum Beispiel, wenn du dir das Knie angehauen hast, verstehen, weil ich habe mir wahrscheinlich auch schon mal das Knie angehauen. Oder eine generelle Konstruktion auf eben einer kognitiven Ebene. Und das ist sicherlich ein wichtiges Tool, dass man das einfach stärker einsetzen kann, ohne dass ich jetzt mir irgendwie denken muss, so jetzt müssen wir alle mal hier mit der Trommel um das Feuer tanzen. Kognitive Empathie ist sicherlich eines der wichtigsten Dinge. Teile davon finden sich in so klassischen Methoden auch wie im agilen Arbeiten, im Design Thinking, das ist eigentlich alles da, wo es herkommt und ich treibe das ganze halt an der Stelle einfach nur an die Spitze und sage, okay, wenn es da schon eingesetzt wird, dann könnten wir es auch noch zu Ende denken. Und ganz einsetzen, da sind wir dann wieder beim Freak.

M: Okay. Das heißt, du gehst zu den Leuten und hilfst ihnen dabei, ihre Kunden besser zu verstehen und deren Probleme halt zu verstehen?

B: Ja.

M: Oder wie muss man sich das…?

B: Genau, das ist die Grundlage alles Arbeitens, denn am Ende des Tages, wofür gründen wir denn ein Unternehmen. Also ich meine alle machen so die Selbstverwirklichung, das sind dann weniger meine Kunden. Die anderen machen das ja für die anderen. Das heißt, ich muss aber natürlich auch für die anderen verstehen. Und für die anderen ist ein großer Teil Kunden und je größer ein Unternehmen wird, umso mehr muss ich natürlich anerkennen, dass es nicht nur Kunden, also das klassische client-centric ist, sondern eben das human-centered. Weil das schönste, man hilft mir ja nicht, wenn ich meine Kunden verstehe, aber dafür gar nicht die passenden Mitarbeiter habe, oder auch einfach Verständnis zu haben für alle berühmte Stakeholder, die ich habe und Kunden und vielleicht auch Verständnis selbst für das Finanzamt zu entwickeln. Und daraus resultierend zu wissen, okay, wie spreche ich denn mit diesen Menschen, wie erreiche ich die, was sind Zeiträume, dass ich die erreiche und dann kann ich das natürlich umsetzen in die klassischen Felder Marketing und Sales und eben im Bild dann natürlich auf der Unternehmensstrategie.

M: Deine eigenen Kunden sind wahrscheinlich dann ja auch ziemlich breit gestreut also große Kunden.

B: Große Kunden, kleine Kunden, quer durch die Bank.

M: Konzerne, Selbständige, kleine Selbständige?

B: Genau.

M: Was ich ziemlich spannend fand, war auch ein Interview, was du bei Holvi gegeben hast, da hast du gesagt, dass du der festen Überzeugung bist, dass es langfristig keine Businessmodelle mehr gibt, die ohne Empathie auskommen. Also davon bin ich auch überzeugt und das fand ich auch sehr spannend, weil wir waren letzten Woche, war das glaube ich, auf so einem Growth Marketing Summit in Frankfurt und da war ein Speaker, der hat auch gesagt, es gab jetzt ganz lange so eine produktzentrische Phase und er meinte: "Jetzt kommen wir in die Phase, wo der Kunde im Mittelpunkt steht." Er hat gesagt: "USP ist tot, es gibt nicht mehr ein Ding, indem ich als Unternehmen gut sein muss, sondern ich muss halt in allen richtig gut sein."

Gehst du, wenn du eine Beratung machst, auch so tief rein, sage ich mal, dass du dir alle Bereiche und jedes einzelne Detail anguckst und da auch konkrete Handlungsanweisung oder irgendwas in der Richtung halt vorgibst, oder ist es eher so Top-Level, okay, erstmal so Probleme aufzeigen, also wie tief gehst du da rein und wie sieht sowas vielleicht typischerweise aus. Oder um es vielleicht ein bisschen runterzubrechen, wie schaffst du es dann die Empathie in das Unternehmen zu tragen, egal, ob das jetzt ein großes oder ein kleines ist?

B: Ich würde sagen, es kommt so ein bisschen drauf an. In der klassischen, die meisten steigen ein, entweder haben sie eben einen Podcast gehört, oder du machst irgendwie dann wirklich mal so ein High Top-Level, irgendwie einen Vortrag, damit sie überhaupt irgendwie Verständnis dafür haben, ja. Wie gesagt, ich stehe hinter dieser Aussage, es kann keine Geschäftsmodelle in Zukunft mehr geben ohne Empathie. Ohne das Verständnis eben um den Kunden, um die Mitarbeiter, um alle beteiligten Menschen da drin. Kein Mensch kauft beim Roboter ein, es passiert einfach nicht. Die entscheidende finale Entscheidung, es sei denn ihr seid wirklich der high frequency trader an der NASDAQ, okay, dann sind Maschinen mit Maschinen unterwegs, aber ansonsten trifft die maschinelle Entscheidungen sind wir einfach noch nicht und hoffentlich sind wir auch nie ganz dran, dass so passiert. Und ja der USP ist tot. Wir haben, am Ende des Tages, gibt es heute zigtausend vergleichbare Produkte, die, die es besonders gut machen, die verstehen eben genau welches Problem, wo ist der Kunde? Und das ist das interessante bei einer Beratung ist meistens, dass ich sie relativ schnell habe, indem ich sie frage: "Okay, wie sieht es aus, wisst ihr, wann eure Interessenten sich wirklich, wirklich hinsetzen und euch damit beschäftigen, dass ihr ein Anbieter für eine Lösung seid.“ Und die meisten können diese Frage nicht beantworten. Und wenn ich diese Frage nicht beantworten kann, wann der Moment ist, dass meine Interessenten und meine Kunden sich Gedanken machen, hey, das wäre spannend, dann fehlt die Empathie und dann fehlt das Verständnis. Weil die meisten haben so eine Vorstellung wie: „Ach, mein Kunde wacht morgens auf und heute ist ein guter Tag um...“ Kein Kunde wacht morgens auf und denkt sich heute ist ein guter Tag um... außer ich bin Kaffeeröster, dann habe ich Chancen, aber selbst dann wird es eng. Und das ist genauso dieses, wenn ich, ich muss die Fragen beantworten können: Wann macht der Kunde das? Wie sieht das aus? Wann beschäftigt er sich mit uns? Welche unterschiedliche Kundenklientele habe ich denn da überhaupt? Und dann sind die meisten schon so, okay, so hart es klingt, meistens können die Fragen nicht beantwortet werden. Und dann kommen wir raus aus der Diskussion, wie viel Produkt-Details und Benefits und sonst irgendwas… Muss es hin zu, wir können das 23. schönste Update laufen lassen, mit dem schönsten Button der Welt, hilft nichts, wenn ihn niemand sieht. Also wenn ihn halt niemand sieht, dann hilft mir das alles nichts. Und das ist, wo die meisten dann einsteigen. Und wie tief man mit Kunden arbeitet, kann sehr, sehr unterschiedlich sein, das kann von einzelnen Impulsen sein, bis hin zu Projekten, die, ich betreue Kunden teilweise über Jahre hinweg, weil halt da mit jedem Launch, mit jedem Weiterentwickeln, mit jedem Verständnis auch insbesondere in andere Märkte einzugehen, wir haben kulturelle Unterschiede, es macht halt ein Unterschied, ob ich in Osteuropa ein Produkt launche, oder in einem deutschsprachigen Raum, oder solche Geschichten. Und das ist dann, wo man sehr viel tiefer gehen kann, wo es dann sehr speziell auch um wirklich verhaltenspsychologische Momente geht.

M: Ja, das macht ja wirklich schon in Deutschland auch einen Unterschied, ob ich jetzt in Hamburg oder München was mache, oder München und Köln macht wahrscheinlich auch schon einen Unterschied.

B: Ja.

M: Ich würde gerne noch ein bisschen weiter darauf eingehen, Du bist ja auch vor allem Mathematikerin. Wie viel Mathematik steckt denn am Ende des Tages in so einer Strategie drin, lässt sich das irgendwo erklären? Wo sind so die Schnittpunkte von Mathematik und Strategie oder ist es dann eher so die Psychologie gepaart mit der Mathematik?

B: Ich würde ja immer sagen, es steckt wenig Mathematik drin, meine Kunden sehen das ganz anders, spätestens, wenn ich ihnen das Geschäftsmodell aufmale und wir dann meistens bei der Gau‘sschen Glockenkurve sind, dann haben wir ein gutes Geschäftsmodell. Es steckt extrem viel Mathematik dahinter, insbesondere, wenn man über längere Zeiten arbeitet, dass man wirklich Formeln entwickeln kann. Man kann keine allgemeinen Formeln für Erfolg oder sowas definieren, aber man kann unternehmensspezifische Formeln definieren. Und das ist immer so ein bisschen, ich glaube der Einstieg ist mehr so, kann man sich so klassisch vorstellen, so sieht es ein bisschen aus: Frau Lampl sitzt am Tisch und redet und ratscht mit irgendwelchen Leuten und trinkt einen Kaffee und das war es. Und im Laufe der Zeit eskaliert das sehr krass ins Mathematische. Was auch so sein muss, sonst würde die ganze data science keinen Sinn machen, denn ich kann ja nicht ohne eine… Data sience ist am Ende des Tages Mathematik, dann kommt ja auch erst die Statistik eigentlich ins Spiel - und wenn wir das nicht vorher abbilden könnten, dann kann ich Fragen nicht beantworten. Und deswegen, der Einstieg ist meistens sehr psychologisch, die meisten sind meistens überrascht, dass es extrem wenig BWL drin hat, liegt einfach daran, dass ich halt einfach kein BWL studiert habe. Also ich hatte da ganz viel Micro Macro, aber ganz Horror, deswegen ist es sehr psychologisch geprägt, es ist sehr business-lastig geprägt und eskaliert dann immer mehr ins Mathematisch. Am Anfang sieht man die Mathematik halt einfach nur nicht. Aber wer mit mal zusammengearbeitet hat weiß, wie strukturiert ganz bestimmte Dinge ablaufen und da kann man den Mathematiker jetzt leider nicht leugnen.

M: Aber, wenn du jetzt Formel sagst, kann man sich das vorstellen, wie so eine typische Formel, wahrscheinlich deutlich komplexer, aber wie jetzt aus der Schule? Binomische Formeln?

B: So ein bisschen, ein bisschen länger, ein bisschen komplexer. Ja so ein bisschen so, ein bisschen, meistens sind es mehr Integralformeln und verkettete Formeln. Wir haben ja viele Moving Parts, also mehr so partielle Differenzialgleichungen. Aber klar, das ist ein Teil davon, also ich meine, wenn wir uns überlegen, dass die Formel von einem Google Pay Trank und einem Google SEO Algorithmus ist eine mathematische Formel, ja? Also ich meine, da gibt es ein hartes Paper drüber, über das was ich auch in den diversen Pro-Seminaren immer gelernt habe, das ist Mathematik, was dahintersteckt. Und ja, kann man sich so ein bisschen wie in der Schule vorstellen, wobei man das eben, also man muss jetzt nicht Mathematiker sein, um mit mir zusammenzuarbeiten, sondern das ist eben halt eine Eskalationsstufe im positiven Sinne, wenn man auf dieses Level kommen will.

M: Wenn man auf dieses Level kommen will, heißt dann wirklich, dass das quasi der ideale Zustand ist, weil es steckt ja, wenn ich jetzt aus meinem Unternehmen eine Formel mache, da steckt ja erstmal ganz viel Vereinfachung drin, weil man muss es ja erstmal alles entwirren und runterbrechen. Das heißt, das ist dann wirklich so der ideale Zustand, den man erreichen kann, wenn man jetzt mit dir langfristig zusammenarbeitet und intensiv zusammenarbeitet?

B: Genau. Das ist ein langfristiger Zustand, davor haben wir, einfach, weil ich ganz viele einzelne Teile ja neu zusammenlegen muss... Das ist so ein bisschen, man kann sich das so ein bisschen, was die meisten eher kennen, sind ja so die berühmten Prozessoptimierungen. Und da haben die meisten ja so ein bisschen, dass man irgendwie einen sehr komplexen Prozess dann irgendwie einfacher bekommt. Und das Schöne an Mathematik ist, dass ich nicht unbedingt Komplexität rausnehmen muss, sondern die Komplexität drin bleiben darf, also menschliches Verhalten ist sehr komplex, aber das schöne ist, es ist halt nicht individuell und deswegen funktioniert Mathematik.

M: Du arbeitest ja mit Zielavataren? ich habe das Wort jetzt so explizit noch nicht gehört vorher. Gibt es da jetzt einen konkreten Unterschied zur klassischen Zielgruppe, oder zu Personas, also gibt es da irgendwie eine Abgrenzung?

B: Es gibt so ein bisschen eine Abgrenzung. Zur Zielgruppe gibt es eine harte Abgrenzung, zu den Personas ist es teilweise… Der Zielavatar drückt mehr einfach auch aus an mancher Stelle, der im besten Fall entwickelt wird, ähnlich wie eine Persona. Na ja, wobei die meisten Personas entwickelt man eigentlich erst, wenn ich ein Produkt habe, dann werden die meistens Personas entwickelt. Also im Normalfall ist es, man entwickelt ein lustiges Produkt und dann werden Personas entwickelt und daraus schließt dann meistens die Zielgruppe. Warum ich das Ding Zielavatar nenne ist, weil der Best-Case wirklich ist, wir haben eine Idee und fangen dann an, Zielavatare zu entwickeln und Avatare drückt das gleiche wie Personas aus. Und wer mich kennt, weiß, dass ich da sehr pedantisch sein kann, was so Wortfindungen angeht. Zielavatar drückt aus, dass es eine künstliche konstruierte Person, die aber ein bestimmtes Ziel in unserem Unternehmen verfolgt. Von den methodischen Ansätzen ist es ein bisschen anders, als man das klassischerweise macht bei der Persona-Entwicklung. Und ganz anders als die Zielgruppe, denn die Zielgruppe ist immer unscharf. Die Zielgruppe ist zwischen 35 und 40, ein Zielavatar hat nur ein Alter, kein Mensch von uns ist 35 und 40, sondern ist halt dann 38 oder sowas. Das ist der Unterschied, der dahintersteht und von der Methodik her wollte ich eben eine Abgrenzung zur Persona haben, weil die meisten Personas mit klassischen Design-Thinking-Methoden entwickelt werden. Der Zielavatar in der Stelle ein bisschen anders aufgesetzt, deswegen wollte ich diese Abgrenzung drin haben.

M: Das heißt also, wenn ich jetzt hingehen würde und sagen würde, ich möchte jetzt irgendwie ein Produkt, oder eine Dienstleistung, irgendwas machen, mich selbständig machen, wäre für dich ein best-practice zu sagen: "Du hast eine Idee und bevor jetzt irgendwas umgesetzt wird, setz dich erstmal hin, definiere irgendwie ein oder mehrere Zielavatare, je nachdem, wie komplex da ist, oder wo hin willst und dann gehe mal davon aus und leg mal los und dann entwickle mal dein Produkt und deine Dienstleistung." Was ja auch total sinnvoll ist, weil wenn ich nicht weiß, für wen das ist, was soll ich dann eigentlich entwickeln, so deswegen.

B: Im Produkt-Development wird am meisten Geld verbrennt. Die kleinen Unternehmen verbrennen es an dem Faktor Zeit, die großen Unternehmen am Faktor Zeit und Geld. Grundsätzlich weil und das ist immer so ein bisschen am Ende des Tages… ist mein Job teilweise einfach nur Ordnung und Reihenfolge in etwas hineinzubekommen. Das heißt, häufig werden Dinge gemacht, aber an der falschen Stelle, zu spät, mal zu früh und eben so. Ich habe eine Idee, ich entwickle ein Ziel-Avatar und dann ruhig auch so ein bisschen Startup Weekend Style, rausgehen mit Leuten, mal die Idee präsentieren, weil dann passiert es mir auch nicht, dass ich das Produkt pitche, sondern nur die Idee ja? Das heißt, ich kriege auch besseres Feedback und schon kann ich damit arbeiten und habe einen sehr, sehr schnellen Prozess. Die meisten von uns entwickeln ein Produkt, dann überlegen wir an wen verkaufen wir das, dann entwickeln welche Personas, die meistens so ganze Gruppen sind und wundern uns komisch, dass die Menschheit irgendwie immer noch nicht morgens aufgewacht ist und auf uns gewartet hat.

M: Ja… Das ist mir jetzt vor allem aufgefallen, weil ich das zuletzt in so einer Product Hunt, Twitter Bubble mitbekommen habe, dass da teilweise eine Diskussion war, von wegen: Okay Leute, ihr müsst mal alle aufhören, coole Produkte zu entwickeln, die niemand benutzt. Dann gibt es halt weniger Produkte, die niemand benutzt, aber dafür gibt es noch besser Produkte, die die Leute halt benutzen, das ist ja so ein bisschen eigentlich das, was du auch gerade meintest. Vielleicht geht das jetzt schon zu tief rein, weil das was ist, was du eigentlich in Workshops und Beratungen machst, aber wie entwickele ich denn mein Ziel-Avatar, also du hast jetzt gerade schon gesagt, okay, einfach, wenn man eine Idee hat, einfach mal rausgehen, Leute fragen…

B: Immer gut.

M: … "Hey, würdest du das kaufen, oder würdest du in meinen Workshop kommen, wenn ich über X erzählen würde?" Gibt es noch irgendwie Ansätze oder, vor allem, wenn ich vielleicht also Unternehmen schon ein bisschen größer bin, oder ein kleines bisschen größer.

B: Also die erste Sache ist immer eine Idee pitchen. Eine Idee pitchen ist, dass ich niemand fragen würde: "Würdest du in meinen Workshop kommen?" Sondern fragen würde: "Pass auf, das und das Thema beschäftigt dich das? Hast du diese Herausforderungen? Beschäftigt dich dieses Thema? Hast du darüber schon mal nachgedacht?" Dann kriege ich eine ehrlichere Antwort als: "Würdest du in meinen Workshop kommen?" Das ist so tief im Prozess, dass ich denke, wer bist du und was möchtest du von mir?

 

M: Ja, das stimmt, das ist ja eigentlich wieder das Prinzip, ich verkauf dir was.

B: Genau, dann bin ich schon bei der Produktebene und ich weiß ja noch gar nicht, ob meine Idee. Und das meine ich mit immer erstmal, ich weiß noch gar nicht, ob meine Idee als Workshop, als Buch, oder vielleicht als Software nachher funktionieren soll. Weil die Kunden denken über das nach, aber die würden nie in einen Workshop kommen, würden aber alle ein Buch kaufen. Also meine Idee, wie ich nachher das Produkt packe, ist ein riesen Unterschied. Mit was arbeiten wir im Ziel-Avatar-Workshop? Mit kognitiver Empathie. Es gibt eine Idee, also im Normalfall, wenn man Profiling betreiben will – Achtung, böses Wort – was wir alle schon mal irgendwie mitbekommen haben, wir machen das jetzt mal ein bisschen richtiger, dann fange ich an, möglichst viele Datenpunkte über Menschen zu sammeln. Möglichst über einen langen Zeitraum hinweg, um ein Profil eines Menschen erstellen zu können, so. Was wir im Zielavatar-Workshop, oder in der Zielavatar-Entwicklung machen, ist es genau umgekehrt zu machen. Wir entwickeln mit dem Einsatz von kognitiver Empathie, einen sogenannten Empathie-Walk, eine Persona, eine Zielavatar und schauen nach, ob es genügend Datenpunkte gibt, die unsere Person überhaupt unterfüttern. Also die sagen wir mal, die vegane Mutti mit vier Kindern, die Downtown Berlin auf 800 Quadratmetern wohnt, könnte komplex werden. Nur mal so eine Idee zu geben. Aber von mir aus, jemand wo man sagt, so: männlich, mitten in Köln, 35, hat irgendwie schon zwei Jobs und Startups gemacht, macht sich jetzt selbständig. Man merkt schon den Unterschied. Und das ist so ein bisschen dieses, was ich immer als sogenanntes Worse-Profiling angehe, weil wir eben die Datenpunkte erst im Nachgang suchen. Und dann sehen wir auch relativ schnell, so unsere Idee, die wir da im Kopf hatten ist viel zu eng, oder sie ist viel zu ungenau, oder es dauert vielleicht auch einfach zu lange, um diesen Kunden überhaupt zu akquirieren. Also besonders am Anfang oder auch für ein Unternehmen ist ja auch häufig relevant, wann fängt das an, dass die Sachen monetarisieren. Also ich kann ja viel Geld und viel Zeit und viel Personal in Produktentwicklung stecken, aber wann ist der Zeitpunkt, dass es monetarisiert? Und wenn ich ein Produkt entwickele, das durch drei Gremien muss oder sonst was und eine Monetarisierung von 18 Monaten hat, sollte ich mir vielleicht was anderes einfallen lassen, wenn ich den Umsatz gerade brauche, oder wie auch immer. Und deswegen sind im Prinzip so diese Reihenfolgen eigentlich auch so wichtig, weil es geht nicht immer darum, zu sagen, ja, ich mach das, oder nein, ich mach das nicht, sondern einen offenen Raum zu haben, um eine bewusste Entscheidung treffen zu können, zu sagen, ja, ganz gut, aber der Teil, lass uns das kleiner machen, lass uns das größer machen. Das sind die Ergebnisse, die man daraus entwickeln kann. Und es ist halt eben für Unternehmen ist halt konstante Monetarisierung das wichtigste und die meisten vergessen immer, dass Monetarisierung mit dem gleichen M anfängt, wie sonst nämlich auch über Menschen passiert. Also sollte ich mehr über Menschen wissen, als über meine Tag Specifications.

M: Wo wir jetzt gerade das Thema mehr über Menschen sprechen, ich würde gern nochmal ein bisschen über dich sprechen. Du hast es gerade schon gesagt, du bist Autistin.

B: Mhm…

M: Ich habe vorhin noch einen Podcast gehört, da hast du gesagt, dein erfolgreichster Blogartikel, ich weiß jetzt nicht gerade nicht mehr genau den Titel…

B: Ich bin dann ein Emphatund ein Autist und Sie so.

 

M: Da fand ich einen Satz ganz spannend, da hast du gesagt: "Hätte ich gern jemand gehabt, der meine Welt erklärt und mir Werkzeug und Co an die Hand gibt?", ja klar, weil das glaube ich bei dir relativ spät klargeworden ist.

 

B: Nach meinem Dreißigsten.

M: Genau, nach deinem Dreißigsten. Was ich mich gefragt habe ist: dieses Welt erklären, Werkzeuge & Co an die Hand geben… Als ich mich mit dir beschäftigt habe, habe ich so ein bisschen gedacht, dass das ja eigentlich das ist, was du jetzt machst. Dass du halt rausgehst und Leuten die Welt erklärst. Als Mathematikerin, als Finanzkennerin, als eine der einflussreichsten Fintech-Frauen laut Klout-Store und auch als Psychologin. Du gehst da raus, sagst, okay, hier ich habe die Werkzeuge, oder ich beherrsche die Werkzeuge und kenne die Werkzeuge für meinem Bereich, der für sehr viel Leute sehr komplex ist, ich erkläre euch das jetzt mal. War das so ein Antrieb, dass du immer gedacht hast, okay, irgendwie haben wir so die Werkzeuge und die Erklärungen gefehlt, oder ist das einfach so passiert?

B: Ich könnte jetzt natürlich als gute Strategin behaupten, das war der grundsätzliche Plan von Anfang an – eiskalt gelogen. Ich bin auf die Welt gekommen und habe diese Erdmännchen, die um mich herum waren, halt einfach nicht verstanden. Was ich kapiert habe, ich bin anders, was die da so genau machen, verstehe ich schlicht und einfach nicht. Und am Ende des Tages gehöre ich zu den Menschen, die ihre größte Schwäche zur größten Stärke entwickeln haben, ja, aber mehr als Überlebensmethode. Ich habe es halt einfach nicht verstanden, ich habe dann irgendwann festgestellt, ah ja, okay, es gibt so sich wiederholende Muster, es gibt so einen Unterschied ob wir Möbel kaufen, oder im Restaurant sitzen. Ich muss dazu sagen, ich hatte keine natürliche Intuition, wie alle anderen Menschen, die einfach eine natürliche Intuition für kulturelle Dinge und Verhalten an sich haben, insbesondere in ihrer Peer-Group als Kinder zum Beispiel. Und irgendwann habe ich dann natürlich festgestellt, dass ich Dinge ganz anders verstehe, natürlich, ich meine, wenn man bis zu seinem Zwanzigsten schon irgendwie zigtausend Strategien im Kopf entwickelt hat, ist man halt schlicht und einfach gut im Strategie entwickeln. Und daraus ist es dann irgendwann schon sehr viel strategischer geworden im Sinne von, okay, das macht irgendwie Sinn. Ich habe früh mit Mathe-Nachhilfe angefangen, ich war schon immer gut im Erklären von seh