Um den Jahrtausendwechsel herum gab es ein Wort, das im geschäftlichen Umfeld in aller Munde war und von vielen Unternehmen intern wie extern diskutiert wurde: das Outsourcing.
Es dauerte nicht lange, bis das Thema bei vielen Arbeitnehmern ausschließlich negative Assoziationen weckte: man musste immer mehr Angst haben, dass der Arbeitgeber eines Tages seine Produktion in ein sogenanntes Billiglohnland auslagert (Offshoring) und man sich selbst plötzlich beim Arbeitsamt wiederfindet.
In der regelmäßig erscheinenden Outsourcing-Studie von A.T. Kearney (PDF) mit Schwerpunkt auf dem IT-Markt wird jährlich ein Ranking erstellt, welche Länder für die Auslagerung am ehesten geeignet sind.
Zentrale Kriterien sind dabei:
In der aktuellen Studie von 2014 belegt Indien den ersten Rang, gefolgt von China und Malaysia. In diesem Artikel werde ich Indien als ein mögliches Zielland zum Outsourcing etwas näher beleuchten:
Wer schon einmal auf einer Plattform wie oDesk oder Twago unterwegs war und ein Projekt eingestellt hat, der weiß, wie groß die Preisunterschiede bei Dienstleistern – insbesondere im IT-Bereich – sein können. Gerade Indische Dienstleister bieten hier oftmals Preise an, die bis zu 70% unter denen der deutschen Anbieter liegen.
Viele dieser indischen Dienstleister sind positiv bewertet – allerdings findet man auch immer wieder Projektausschreibungen, wo ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass deutsche Muttersprachler bei der Auswahl bevorzugt werden – der Grund hierfür sind oft negative Erfahrungen aus vergangenen Projekten.
Doch wie sieht es bei großen Aufträgen aus?
Die Deutsche Bank arbeitet beispielsweise schon jahrelang mit Outsourcing Dienstleistern zusammen und scheint damit gute Erfahrungen gemacht zu haben, denn kürzlich wurde bekannt, dass die Outsourcing Verträge des Unternehmens verlängert wurden und nun auch eine Zusammenarbeit mit einem indischen Dienstleister für technologische Dienstleistungen gestartet wurde.
Jedoch gibt es auch negative Beispiele für das Outsourcing nach Indien.
In der Call Center Branche galt Indien einst als Outsourcing-Partner Nummer eins, weil man dort insbesondere für die Beratung in IT-Fragen mit sehr geringen Lohnkosten arbeiten kann. Das Problem, das jedoch immer wieder auftauchte war die schlechte Aussprache der Call Center Agenten, weshalb viele Unternehmen nun auf andere Länder wie die Philippinen setzen, wenn es um die Offshore-Auftragsvergabe von Call Center Tätigkeiten geht.
Während China die unangefochtene Nummer eins für Textilimporte ist, wird Indien auf dem IT-Markt für in Deutschland ansässige Unternehmer immer wichtiger. Unter der Voraussetzung, dass die Ratschläge aus den nächsten zwei Abschnitten eingehalten werden, kann ich durchaus zum IT Offshoring nach Indien raten.
Insbesondere in der Softwareentwicklung bieten indische Firmen oft enorme Kostenvorteile bei ähnlich hochwertiger Produktqualität. Kleine Startup Unternehmen können dadurch zum Beispiel mehr Budget für Werbemaßnahmen einplanen oder die zu entwickelnde Software deutlich umfangreicher gestalten lassen.
Auch im Bereich der IT-Kundenbetreuung sind erfolgreiche Outsourcing Projekte möglich. Aufgrund der bereits angesprochenen sprachlichen Probleme würde ich hier jedoch eher dazu raten, auf Kundensupport per Chat zu setzen, da es für die Menschen oftmals leichter ist Kundenanfragen in anderen Sprachen wirklich zu verstehen, wenn sie diese vor sich sehen, anstatt bei einem Telefonat innerhalb von Millisekunden antworten zu müssen und dabei noch überzeugend zu wirken.
Besonders beliebt ist es auch, einfache Analysen, Recherchen und Grafikdesigns von einem indischen Offshore Dienstleister durchführen zu lassen. Sofern bei der ausführenden Person genügend Deutsch-Kenntnisse vorhanden sind, kann man hier sehr viel Geld einsparen und in der Regel auch von einer ordentlichen Endqualität ausgehen.
Durch den Mindestlohn in Höhe von 8,50€ zzgl. Lohnnebenkosten lassen sich hier durch das Outsourcing – bei einem entsprechend hohen Auftragsvolumen – Ersparnisse von bis zu 75% erreichen.
Folgende Punkte sollte man beim Outsourcing (insbesondere nach Indien) unbedingt beachten:
Es gibt jedoch auch Aufgaben und Tätigkeiten, die man nicht unbedingt nach Indien outsourcen sollte. An dieser Stelle möchte ich das Beispiel „Call Center Outsourcing“ nochmals aufgreifen.
Unternehmen, die Call Center Tätigkeiten nicht mehr unternehmensintern abbilden und dennoch einen hohen Servicestandard anbieten möchten, sollten wegen der Sprachbarriere auf deutsche Dienstleister zurückgreifen, anstatt auf das Offshoring nach Indien zu setzen. Im Call Center Bereich sind auch Joint Venture Lösungen relativ beliebt.
Im IT-Bereich sollte man sich bei datensensiblen Projekten, wie beispielsweise der Administration von Kundendatenbanken, der Finanzverwaltung des eigenen Unternehmens oder der Administration von Webseiten oder Intranet-Portalen sehr genau überlegen, ob man diese Dinge von indischen Dienstleistern durchführen lässt.
Ich selbst habe mich in diesen Bereichen bisher immer für Dienstleister aus Deutschland entschieden, weil es hierzulande entsprechend strenge Datenschutzbestimmungen gibt und die Gefahr von Datenmissbrauch aus meiner subjektiven Sicht geringer ist. Zudem hat man bei eventuellen Verstößen bessere Möglichkeiten, entstandene Schäden einzuklagen.
Betreibe Outsourcing nach Indien nur, wenn du einerseits von den Fähigkeiten des Dienstleisters zu 100% überzeugt und dir andererseits über die angesprochenen Risiken bewusst bist. Wenn diese Punkte erfüllt sind, kannst du mit einer Offshore-Lösung viel Geld sparen und dich auf deine Kernkompetenzen konzentrieren.
Du hast eine Idee für einen spannenden Artikel, der echten Mehrwert für Freelancer und Selbstständige bietet?
Was denkst du?